Erfahrungen bei der Restauration unseres Bulli

Steinschlagschutz entfernen

In den Radhäusern ist VW ursprünglich großzügig mit Steinschlagschutz umgegangen. Jeder der sich schonmal daran gemacht hat den zu entfernen weiß, wie gut er hält und jeder der es noch nicht gemacht aber vor hat, wird sein blaues Wunder erleben. Jedenfalls haftet das Zeug großartig auf dem Blech. Leider gibt es aber auch Stellen, an denen es nicht mehr haftet oder nie das Blech berührt hat. Wer jetzt also des Rostes unter dem Auto Herr werden will, hat eine Menge Arbeit vor sich. Das Zeug muß runter. Im Gegensatz zu lackierten Flächen bilden sich nämlich keine Beulen und man merkt erst wenn man durchtritt, daß das Radhaus nur noch aus dem Steinschlagschutz mit Edelrost eisenfrei besteht.

Zunächst haben wir einen Winkelschaber vom Korrosionsschutzdepot getestet. Der ist gut, man braucht aber für große Flächen viel zu lange. Ihn benutzt man sinnvoller Weise in Ecken und Kanten. Die sind oft ausgerundet und man kommt mit anderen Mitteln praktisch nicht dran.

Als praktikabel hat sich herausgestellt einen Heißluftpuster und einen ganz normalen aber schön scharf geschliffenen Spachtel zu verwenden. Man macht einfach den Steinschlagschutz warm bis er anfängt zu qualmen - scheint auf Kautschuk-Basis zu sein, riecht wie Gummi. Er ist dann weich genug um ihn mit dem Spachtel direkt vom Blech abzuschaben. Ist immernoch eine aufwändige Geschichte. Ich habe zwei Tage für ein Radhaus - incl. des Stückes Unterboden, Einstieg und wo der Kram sonst noch klebt - vorn am Bulli gebraucht. Die Flex mit Zopfbürste sollte man sich schenken. Sie sie erwärmt das Zeug, zerreibt es zu kleinen Flocken, verteilt die dann überall und sie kleben dann auch sofort wieder an was wiedrerum extra Arbeit bedeutet.

Besser als die Flex für die Rester ist da der Bunsenbrenner. Ich meine die Lötlampen mit Gas-Kartusche aus dem Baumarkt. Wenn am Ende nur noch Fussel und hier und da eine hauchdünne Schicht auf dem Blech ist, wird das einfach geflämmt. Brennen kann nicht mehr viel, weil zu wenig Material da ist und das durch das Blech stark gekühlt wird. Aufpassen muß man dort, wo Ansätze zu angrenzenden Flächen verblieben sind. Jedenfalls sind dann die Überreste nach der Behandlung spöde genug um mit der Hand-Drahtbürste überarbeitet zu werden. Alles schafft man auch damit nicht aber das was dann noch klebt kann problemlos überlackiert werden weil es am Blech bestens haftet. Aufpassen muß man auch wenn man Flächen mit Unterbodenschutz erwärmt. Das Bitumen wird flüssig, tropft und hinterläßt im Zweifel unschöne Brandblasen auf der Haut.

Abbeizer haben wir auch probiert. Es hat aber nichts gebracht. Der Lack hat ich als äußerst resistent erwiesen und der Steinschlagschutz war nicht ausreichend aufgeweicht. Letztlich haben wir nur einen Tag verloren. Für die Reste ist es auch nicht zu empfehlen. Diese bilden eine dünne verschmierte Schicht die zu garnichts mehr zu gebrauchen ist.

Entrostung/Entlackung

Um die Sache anzugehen haben wir - meint immer meine Frau und mich und nicht den Plural Majestetis - uns erstmal belesen. Da gibt es das Korrosionsschutzdepot. Der Herr Schucht ist angenehm redefreudig am Telefon und ziemlich kompetent. Dort haben wir uns eine Buran plus mit Korund-Strahlmittel bestellt.

Die erste Amtshandlung - natürlich nach der vollständigen Demontage des Fahrwerkes - war das plus von der Buran zu schrauben. Für ebene Flächen ist die Rückführung bestens geeignet. Nicht aber für den Fummelkram der Fahrwerksteile oder in den Ecken des Unterbodens. Betrieben wird sie mit etwa 9 bar. Das Reinigungsergebnis mit dem Korund ist ausgezeichnet. Auch dick verrostete Teile werden porentief rein. Das würde sogar Frau Klementine freuen. Die Düsen sind recht schnell an ihren Grenzen. Nach etwa 70 Bechern ist ein extra-Loch drin. Beim überkopf-arbeiten benimmt sich das Gerät naturgemäß etwas zickig, weil der Sand nicht so leicht aus dem Becher gesaugt werden kann. Man behält immer einen Rest. Was garnicht geht ist Unterbodenschutz. Der ist - genau wie der Steinschlagschutz - zu weich und nimmt das Strahlmittel einfach auf. Normaler Lack jedoch ist genauso wenig ein Problem wie Rost.

Als Schutzausrüstung eignet sich ein Schweißer-Helm. Die gibt es preiswert im Baumarkt. Den Sand hat man dann natürlich in den Klamotten. Ratsam ist ein Shirt mit einer Kapuze dran damit wenigstens die Haare verschont bleiben. Außerdem kriecht dann weniger in die Klamotten. Theoretisch wenn einem der Dreck nichts ausmacht kann man eine Schutzbrille tragen. Die sind aber aus Plastik und schneller blind als man ein Teil näherungsweise sauber hat. Gleiches gilt für die im Helm einzusetzenden Schutzgläser. Glas wird sauber satiniert, Plastik ist nach zwei mal drücken undurchsichtig. Unter dem Schweißer-Helm empfiehlt sich ein Schnuffi. Der verhindert insbesondere, daß das Glas beschlägt. Durch den Staub - der natürlich auch innen auf dem Glas liegt - bilden sich Tropfen, derer viele und man sieht alsbald nicht mehr was man tut. Apropos Staub: Der hält sich bei Korund in Grenzen. Man kann mit Helm auch ohne Schnuffi ohne sich dabei eine Staublunge einzuhandeln. Für mal eben so draufhalten ist er absolutes Muß. Handschuhe sind nicht unbedingt nötig. Ich persönlich empfinde es nicht als schlimm mal versehentlich über die Hände zu gehen. Dauernd sollte man das aber nicht machen.

Im Freien liegt der Sand bei Windstille anschließend im Radius von etwa einem Meter. Zusammenfegen, durch ein Haarsieb - Mamas Nudelsieb wirkt da Wunder - geben, wieder in die Pistole und weiter geht es. Man kommt mit ungefähr drei Kilo Strahlmittel pro Tag hin. Einen Spachtel sollte man dabei haben um noch aufliegenden Unterbodenschutz oder auch mal einen Klecker Steinschlagschutz runterzuholen. Das geht wie schon geschrieben mit dem Gerät nicht wirklich. Ebenso muß Pulverbeschichtung - Federn, Stabilisator bei VW - vorher runter. Die ist ebenfalls zu weich und läßt sich nur schlecht strahlen. Ein Hammer für dicken Blattrost ist auch zu empfehlen.

Zu guter letzt haben wir auch noch Eisenkies als Strahlmittel probiert. Er ist fast doppelt so schwer wie Korund und die Pistole hat es damit schwerer. Sie saugt weniger Strahlmittel an. Vorteilhaft ist, daß es noch weniger staubt. Ein 800er Hartguß-Granulat ist in der Entlackungswirkung erstaunlich und ausgesprochen sparsam. Ich habe an einem Tag zwar 2kg verbraucht aber die finden sich letztlich wieder an wenn die Hohlräume unter dem Auto durchpustet. Es hinterläßt aber auch ordentlich Spuren wenn man zu lange auf einer Stelle bleibt und paßt leider nicht mehr durch das angesprochene Nudelsieb. Gerade aus letzterem Grund haben wir das nicht weiter verfolgt. Man kann es nämlich nicht mit einem Magneten reinigen, weil Rost durchaus auch magnetisch ist und man abgeplatzten Blattrost im Strahlmittel wiederfindet.

Anstelle dessen verwenden wir G05 von Seelmann. Dabei handelt es sich um ein Hartguß-Granulat mit max. 300er Körnung. Da hinein haben wir die kläglichen Reste des Korund getan. Es reinigt nicht ganz so gut wie Korund ohne Zusatz aber immernoch ausreichend. Das hängt mit der gröberen Körnung zusammen die nicht so leicht in etwaige Rostaugen eindringt. Im Zusammenhang mit einer dem angepaßten Endbehandlung stellt das kein Problem dar. Außerdem ist es den Blechen im Unterboden weitaus zuträglicher.

Die Reinigung erfolgte wieder mit einem Nudelsieb. Ab und an (nach drei oder vier Durchläufen) haben wir es mit einem Magneten gereinigt. Dazu haben wir eine Blister-Verpackung (die durchsichtigen Plaste-Dinger die so ansehnlich im Regal hängen aber einen beim Öffnen in den Wahnsinn treiben) und einen Ringmagneten mit Stiel benutzt. Den Magneten auf den Blister gesetzt, die Kombi in das Strahlmittel und den Magneten anschließend rütteln bis kein Staub mehr aus dem anhaftenden Strahölmittel fällt. Und ab in den Eimer damit. Bezüglich der Arbeitsgeschwindigkeit kann man damit keinen Blumentopf gewinnen. Eine mechanisierte Lösung ist besser. Aber wie oft strahlt man schon sein Auto?